Jaderberg, der großherzoglich-oldenburgische Geburtsort von Jan Oeltjen, liegt schon fast in der Nordsee und gehört heute zu Niedersachsen. Wie konnte es ein 1880 dort geborener Bauernsohn schaffen, zu den Spitzen der expressionistischen und postexpres-sionistischen Künstlergeneration aufzuschließen?
Ausgebildet von der Malschule Lippisch in Berlin, abgerundet durch die obligatorische Studienreise nach Italien, verfeinert durch grafische Studien in München bewegte sich Oeltjen auf der Höhe der Zeit. Als Erbe des väterlichen Bauernhofes konnte er sich lange Aufenthalte im Ausland leisten. Er heiratete eine Kommilitonin, Johanna Feuereisen, bekam eine Tochter - und lernte 1910 auf Ischia eine österreichische Künstlerin kennen, die sein weiteres Leben ganz entscheidend prägen sollte.
1911, kaum von seiner ersten Frau geschieden, heiratete er Elsa Kasimir und begann mit ihr ein Leben in Wien zu führen, das zunächst noch bohemehafte Züge trug. Den Ersten Weltkrieg erlebte Oeltjen als Soldat. Gleichzeitig stellte er bei der Berliner Secession aus (auch Cassirer zeigte ihn) - doch der erhoffte Durchbruch blieb aus. In Kontakt mit nahezu allen wichtigen geistigen Strömungen war es Oeltjen versagt, einen eigenen publikumswirksamen Stil auszubilden. Mit Portraitaufträgen teils im Stil der Neuen Sachlichkeit versuchte er sich in der heimatlichen Region einen Ruf zu verschaffen. Als es ihm wie seiner Frau Elsa Oeltjen-Kasimir auch dort nicht gelang, sich zu etablieren, wechselten sie in ihre Geburtsstadt Ptuj, wo sie bereits seit Jahren einen nahgelegenen kleinen Weinberg besaßen.
Von hier aus konnte Oeltjen mit zunächst ungebrochener Skepsis den Aufstieg der Nationalsozialisten erleben, ehe auch er deren Anerkennung suchte. Fragwürdige Großaufträge brachten keine Beachtung über ihre Gegenwart hinaus (Fresko im Oldenburger Landtag und “Schlacht bei Altenesch”).
Nach dem Tod seiner Frau und dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Oeltjen in Ptuj, wurde jugoslawischer Staatsbürger und schuf ein ganz erhebliches Spätwerk. Seine Freundschaft mit Gerhard Marcks ließ ihn in Deutschland nicht unvergessen bleiben, obwohl ihm die Anerkennung nicht vergönnt war, die den meisten seiner Zeitgenossen nach 1945 zu Teil wurde. Erst nach seinem Tod 1968 wurde der Blick freier für die Künstler der zweiten Reihe, zu denen Oeltjen mindestens zu rechnen ist: Mit seinem in den Zwanzigern abgebrochenen druckgrafischen Werk brauchte Oeltjen indes keinen Vergleich zu scheuen.